Wie alles begann…
Die Sommer 2019 und 2020 waren geprägt von langen Gesprächen auf der Terasse unseres Mitgründers Gianni Jovanovic: Aus gleichermaßen viel Frustration wie Hoffnung und aus tiefem Schmerz heraus wurde in verschiedenen Konstellationen mit Freund:innen, (Wahl-)Familienmitgliedern und Kolleg:innen zwischen Wut, Lachen, Verzweiflung, Angst und Träumen ein großer Haufen Stärke geboren. Als Produkt unserer kleinen safer spaces entstand letztlich save space.
Schon vor Beginn der COVID-19-Pandemie war die Lage kaum auszuhalten für mehrfachmarginalisierte Menschen. Schwarze Mütter, die sich fragten, wieso sie selbst genauso wenig Ressourcen an die Hand bekommen, die Haare ihrer Kinder angemessen zu pflegen, wie ihre eigenen Mütter bereits besaßen – nämlich gar keine. Romani Frauen*, die es leid waren, dass ihre minderjährigen Kinder und sie selbst regelmäßig Zielscheiben von Racial Profiling werden. Geflüchtete Menschen, die tagtäglich in den Tod abgeschoben wurden. Trans*-, nicht-binäre und queere Personen, die selbst von denjenigen aus den eigenen Communities von Hilfe ausgeschlossen wurden, die sich hauptberuflich mit Bürger- und Menschenrechten auseinander setzen. Menschen mit Gewalt- und Missbrauchserfahrungen, die sich fragten, wieso sie seit drei Generationen mit Trauma gestraft werden für ihre Existenz – aber nirgends eine Ressource in Sicht, um in den kommenden drei Generationen davon zu heilen. Behinderte Menschen, die in gesetzlich legitimierten Ausbeutungsverhältnissen und Unsichtbarkeit existieren müssen.
Die Hinrichtungen von George Floyd und Breonna Taylor vor den Augen der Welt lähmten uns, während in unserem Umfeld unsichtbare Waffen unsere Familien dahinrafften: Strukturelle Gewalt ist für viele von uns nicht nur eine historische, sondern eine lebenslange Kontinuität. Armut ist allgegenwärtig und wo es nicht Waffen sind, die den Tod bringen, sind es der fehlende Schutz durch den Staat und fehlender Zugang zu qualitativ gleichwertiger medizinischer Versorgung, aus der in Zusammenspiel mit historischen und akuten Traumata erst Depressionen, dann schließlich Suizide folgen.
Uns fehlten und fehlen Räume, in denen wir sicher sein können. In den kleinen Runden an den Sommerabenden fanden wir diese Räume: Im Kreis von Menschen, die einander verstehen in ihrem Bedürfnis nach Schutz und in ihrer Erschöpfung durch die Gewalt. Gemeinsam konnten wir Trost spenden und Kraft schöpfen. Kraft, nicht nur die schlechten Zeiten zu überstehen, sondern gemeinsam darüber nachzudenken, was es braucht, damit aus Utopien Träume und aus Träumen eine andere Realität werden kann.
Auch, wenn die Gewaltverhältnisse sehr unterschiedlich schmerzhaft sein können, verband und verbindet uns immer noch alle der Wunsch danach, dass wir eine andere Zukunft wollen. Für uns. Für die Menschen, die wir lieben. Für unsere Kinder, Freund:innen, (Wahl-)Familien.
Und weil, wie es die Erfahrung zeigt, es kein anderer für uns tun wird, an den Verhältnissen etwas zu ändern, müssen wir es selbst tun.
Wir haben save space gegründet, um unseren safer space mit euch zu teilen – und euch dazu zu ermutigen, eure eigenen zu schaffen, die euch helfen, nicht nur die Hoffnung nicht zu verlieren, sondern vielmehr den Mut zu finden Widerstand zu leisten und über euch hinaus zu wachsen. Den Mut zu haben kompromisslos zu sein, wenn es um die eigenen Bedürfnisse geht; Grenzen zu ziehen und Konsequenzen für Täter:innen zufordern, wo viel zu lange Grenzen überschritten, ignoriert und Täter:innen gedeckt wurden. Ein Ende der Gewalt zu fordern und dafür zu kämpfen.
Auch wenn unsere Kämpfe unterschiedlich sind, wir sind nicht allein. Wir fühlen miteinander, weil wir uns im Schmerz der Anderen genauso wiedererkennen, wie in ihrem Wunsch nach einer anderen Gesellschaft. Einer in der Sicherheit und Freiheit auch unsere eigene Sicherheit und Freiheit bedeutet – abseits von dominanzgesellschaftlichen Blick- und Deutungsverhältnissen.
Und auch, wenn wir genauso lernen müssen, die Gewalt, die wir täglich erleben, nicht im Miteinander zu reproduzieren, ist der erste und wichtigste Schritt dahin ein klares Bekenntnis dazu es besser machen zu wollen. Ein Ja dazu, eine andere Realität erschaffen zu wollen, mit allem, was das an Konsequenzen bedeutet, auch wenn es bedeutet, dass wir dafür aus unserer eigenen Komfortzone ausbrechen müssen.
Lasst uns die Veränderung sein, die wir selbst in der Welt sehen wollen. save space ist ein Ort, an dem wir aus der Ohnmacht ausbrechen, indem wir unsere Kämpfe nicht länger allein austragen, sondern mit Menschen, die unsere Erfahrungen nachvollziehen können. Wir wollen Orte schaffen, an denen wir uns mit Empathie begegnen und gemeinsam die Ketten der Unterdrückung sprengen, ganz gleich ob es mentale oder physische Ketten sind.
Seit diesen Sommerabenden auf der Terasse haben wir bereits viele Mitstreiter:innen und Freunde gewonnen, die uns bei unseren Vorhaben begleiten und unterstützen. Gleichgesinnte wie Allierte, für die wir dankbar sind. Aber das ist nur der Anfang.
Wir freuen uns darauf, mit euch gemeinsam den Weg in eine andere Zukunft zu beschreiten.
save space